Im Internet hatte ich einen Beleg bei Ebay entdeckt, der mein Interesse weckte. Es handelte sich um einen Ortsbrief aus Emden vom 13.1.1910 frankiert mit einer dunkelbläulichgrünen 5-Pfennig „Germania“-Freimarke des Friedensdrucks (Mi. 85 I), adressiert an einen Herrn Landrat von Frese. Die Absenderangabe fehlte, dafür war auf der Anschriftseite links oben eine weiße Flagge aufgedruckt mit einem bunten Wappen und den Initialen „E.R.“ und der Jahreszahl „1906“.

 

Ortsbrief von Emden vom 13.1.1910 mit Flaggenzudruck

Ortsbrief von Emden 5222f
Wer oder was mochte sich hinter dieser Abkürzung verbergen? Meine Neugier war geweckt, und ich dachte, es könnte sich um die Anfangsbuch-staben eines Emder Regiments handeln, das 1906 aufgestellt worden war. Leider stützte das Internet meine Vermutung nicht. Also suchte ich im Internet nach einem Philatelistenverein in Emden in der Hoffnung, dass man mir vor Ort würde weiterhelfen können.
Der 1. Vorsitzende von „Auphilia“, Herr Horst Helmke, gab mir auf Anfrage den Ratschlag, nach Reedereien zu suchen. Emden und die Lage der Stadt am Dollart könnte wohl 1906 eine oder gar mehrere Reedereien aufzuweisen gehabt haben. So machte ich mich gleich auf die Suche.

 

Emden um 1600, rechts oben das von Maximilian I. gestiftete Wappen

Emden um 1600 aa168

Ich war überrascht über die Vielzahl an Reedereien an der Mündung der Ems und entlang der ostfriesischen Küste – aber zu den gesuchten Initialen und der Jahreszahl wollte keiner der aufgeführten Namen passen. Jede neue Seite im Internet verhieß neue Hoffnung, und dann machte es plötzlich BINGO! Ein möglicher Absender war gefunden: der Emder Ruderverein. Als ich die Website googelte, wusste ich, dass ich einen Volltreffer gelandet hatte: auf der Abbildung einer Festschrift des Vereins zu dessen ein-hundertjährigen Bestehen war die gesuchte Flagge zu sehen!
Nun war ich schon fast am Ziel. Was ich noch in Erfahrung bringen wollte, waren Ursprung und Bedeutung des Wappens. Dass es sich um das Wappen der Stadt Emden handelt, fand ich bald durch Wikipedia bestätigt. Aber wessen Krone prangt oberhalb des Wappens? Ob ich noch mehr würde herausfinden können? Ich schrieb den 1. Vorsitzenden des Emder Ruder-vereins von 1906 an, der meine Mail an ein Mitglied des Vorstands weiterleitete. Ein Herr Otto Geerds erwies sich als äußerst hilfreich, indem er mir mehrere eingescannte Seiten zusandte aus dem Buch „Stadtgeschichten – Ein Emder Lesebuch – 1495 – 1595 – 1995“ von Reinhard Claudi.

 

unbeschriftete Ansichtskarte mit dem Wappen der Stadt Emden

unbeschriftete Ansichtskarte 9b52c


Danach wurde dem Bürgermeister der Stadt Emden am 10. August 1495 von König Maximilian I. ein Wappenbrief ausgestellt, der das Wappen wie folgt beschreibt: „... einen Schilt in drei Teil geteilt, das under mit fließendem wasser bedeckt, daß mitter ein rote Maur mit fünf zinnen, und das oberteil swarz, darin ein gelber Vogel, Harpya genannt, mit einer gekronten jungfrauenhaupt und seinen ausgepraiten flugeln, alsdann derselb schilt und wappen in diesem unseren kuniglichen brief gemalt und mit farben eigentlichen ausgestrichen sein...“ Über dem Wappen schwebt eine Königskrone. Seitdem ich Antworten auf alle meine Fragen gefunden und den attraktiven „Germania“-Briefumschlag ersteigert habe, schlafe ich wieder völlig entspannt und zufrieden.

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Quellen:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5d/Emden1575.jpg
https://www.google.de/search?q=stadtwappen%20emden&tbm=isch&tbs=rimg%3ACc3hEn2kj7J5ImDpqp0KlDIWqsRuDWGEefoUlW4haiphaApJkjfhpBpvqhjQWyIza4zCBWx8eYaR25MmYV5tiBSMIuAEGxV_1Ltlv11kfHAS2B0hr7RoOBdZ7XtQdpPoFWbZ3XZFyjZHV00qEgnpqp0KlDIWqhFFCQIdwvxOIioSCcRuDWGEefoUEUUJAh3C_1E4iKhIJlW4haiphaAoRRjGRA_1xNVAcqEglJkjfhpBpvhGSQ27EAEfKHSoSCahjQWyIza4zEShe3rNbvsTvKhIJCBWx8eYaR24RiLJ6yzsN6uoqEglMmYV5tiBSMBG5HP1NzZxN5ioSCYuAEGxV_1LtlEZX5hav1FtLYKhIJv11kfHAS2B0RD1IDrexP8vkqEgkhr7RoOBdZ7REdltHrRdbD5SoSCXtQdpPoFWbZEZaZZqjte_11RKhIJ3XZFyjZHV00RZCim7aXv44ZhbEs037ZWNQw&hl=de&ved=0CAIQrnZqFwoTCPDJ2ouhqgCFQAAAAAdAAAAABAd&biw=1805&bih=910#imgrc=e1B2k-gVZtmCDM